Hier in Neuseeland habe ich Top Gear für mich entdeckt. Sicher kannte ich die drei von der Tankstelle schon vorher, aber das Bestof auf dem Flug von Australien nach Auckland und die unzähligen Stunden auf youtube gaben mir ein unterhaltsames, wenn auch differenziertes Bild der britischen Fernsehunterhaltung.
Da ist zunächst Hauptmoderator und Egozentriker Jeremy Clarkson, der Deutsche hasst und einen gewissen Fable für britisches Militär hat. Sein Verhältnis zu heimischen Politikern kann man gelinde gesagt als Fehde bezeichnen; auf der einen Seite die um 'Health & Safety' besorgten Landpfleger, auf der anderen der Geschwindigkeitsrüpel Clarkson mit dem schweren rechten Fuß.
Sein Hass auf Deutsche bezieht Porsche übrigens mit ein, aber immerhin setzt er sich mit diesem Missstand seiner Seele auseinander und schreibt Kolumnen über die Zuffenhausener und sein Verhältnis zu ihnen. "To me Ferrari is a downsize version of God and Porsche is a bumped up VW beetle."
Richard Hammond spielt die Rolle des Edelproleten, ist leicht von allem beeindruckt, trägt lässige Ledermäntel und statt Jeremys ausgetretenen Wildlederstiefeletten modische Lederslipper oder auch mal Westerboots, wenn er in seinen amerikanischen Muscle-cars über den Freeway cruised. Eine gewisse Affinität zu Amerika kann man ihm nicht absprechen, obwohl er auch einen 911 besitzt.
Einen Porsche Boxter kaufte sich kürzlich James May, der heimliche Star der Sendung. Von den anderen permanent gestichelt und wegen seines vorsichtigen Fahrstils als 'Captain Slow' verschrien ist er der technisch versierteste, der auch das Detail liebevoll hervorhebt und abseits von Donuts und Querbeschleunigung die Seele des Autos freikratzt. Wenn er auf automobile Spielzeugsuche aus den 50ern geht wird er abwechselnd zum Kind und zum 'Nerd'. In 'the F-Word', einer TV-Show von Großbritanniens Proletenkoch Gordon Ramsey musste sich May einiger Prüfungen unterziehen, um seine Mannheit zu beweisen. Auf Ramseys Frage, warum er immer an dritter Stelle bei Top Gear komme, meinte May er sei eben nur ein Kerl und hätte keine Frau oder Familie, wie die anderen. Nach dem Genuss von einem Bullenpenis und vergorenem Walfleisch musste Ramsey zugeben, dass James May der wahre Mann bei Top Gear ist, danach Hammond und Clarkson zuletzt. Über seinen Kleidungsstil lässt sich allerdings debatieren.
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