Monday, November 23, 2009

"I am just a bloke" or why I like James May

Hier in Neuseeland habe ich Top Gear für mich entdeckt. Sicher kannte ich die drei von der Tankstelle schon vorher, aber das Bestof auf dem Flug von Australien nach Auckland und die unzähligen Stunden auf youtube gaben mir ein unterhaltsames, wenn auch differenziertes Bild der britischen Fernsehunterhaltung.
Da ist zunächst Hauptmoderator und Egozentriker Jeremy Clarkson, der Deutsche hasst und einen gewissen Fable für britisches Militär hat. Sein Verhältnis zu heimischen Politikern kann man gelinde gesagt als Fehde bezeichnen; auf der einen Seite die um 'Health & Safety' besorgten Landpfleger, auf der anderen der Geschwindigkeitsrüpel Clarkson mit dem schweren rechten Fuß.
Sein Hass auf Deutsche bezieht Porsche übrigens mit ein, aber immerhin setzt er sich mit diesem Missstand seiner Seele auseinander und schreibt Kolumnen über die Zuffenhausener und sein Verhältnis zu ihnen. "To me Ferrari is a downsize version of God and Porsche is a bumped up VW beetle."

Richard Hammond spielt die Rolle des Edelproleten, ist leicht von allem beeindruckt, trägt lässige Ledermäntel und statt Jeremys ausgetretenen Wildlederstiefeletten modische Lederslipper oder auch mal Westerboots, wenn er in seinen amerikanischen Muscle-cars über den Freeway cruised. Eine gewisse Affinität zu Amerika kann man ihm nicht absprechen, obwohl er auch einen 911 besitzt.

Einen Porsche Boxter kaufte sich kürzlich James May, der heimliche Star der Sendung. Von den anderen permanent gestichelt und wegen seines vorsichtigen Fahrstils als 'Captain Slow' verschrien ist er der technisch versierteste, der auch das Detail liebevoll hervorhebt und abseits von Donuts und Querbeschleunigung die Seele des Autos freikratzt. Wenn er auf automobile Spielzeugsuche aus den 50ern geht wird er abwechselnd zum Kind und zum 'Nerd'. In 'the F-Word', einer TV-Show von Großbritanniens Proletenkoch Gordon Ramsey musste sich May einiger Prüfungen unterziehen, um seine Mannheit zu beweisen. Auf Ramseys Frage, warum er immer an dritter Stelle bei Top Gear komme, meinte May er sei eben nur ein Kerl und hätte keine Frau oder Familie, wie die anderen. Nach dem Genuss von einem Bullenpenis und vergorenem Walfleisch musste Ramsey zugeben, dass James May der wahre Mann bei Top Gear ist, danach Hammond und Clarkson zuletzt. Über seinen Kleidungsstil lässt sich allerdings debatieren.

time is running out

noch weniger als 2 Wochen hier in Neuseeland und es gibt noch soviel zu tun... Die to-do-Listen wachsen stetig. Gefühlte 300 Abschiedsessen habe ich schon hinter mir und ich glaube es kommen noch 82...
Auto will gerade verkauft werden und zwischen $100 und $700 scheint vieles möglich zu sein. Mein Bett ist schon unter dem Hammer und jetzt fehlt noch der Schreibtisch, den ich seinerzeit locker in den Mazda gelupft habe und mit einer gelben Schnurr die Klappe zu gezurrt habe, bis sie sich auf dem Motorway ihrer Aufgaben eigenmächtig entbunden hat.

Ich weiß, ihr wartet alle auf Emails, Postkarten und vielleicht auch Souvenirs. Geschuldet einem gewissen Zeit- und Geldmangel werden diese dürftig ausfallen, ich hoffe jedoch bald wieder persönliche Emails schreiben zu können.

Tuesday, November 3, 2009

St. Anger

Daniel ist wütend. Ich bin mir ja nie so sicher, was für ein Bild ich nach außen kommuniziere. Vielleicht könnt ihr euch mich nicht als kleinen grünen Giftzwerg vorstellen, vielleicht doch. Mein Vater weiß schon länger, dass ich auch mal hitzig sein kann.

Jetzt gerade bin ich missgestimmt. Vorrübergehenderweise, so nehme ich an. Was macht man mit Wut im Bauch? - Singt man das gleichnamige Lied von PUR und wünscht sich ins Abenteuerland? Oder zerhackt man Möbel im MLK? Geht man raus und schreit laut?
Ist die Devise nur nach einem Ventil zu suchen oder sie in sich zu vergraben. Darf man Ursachenforschung betreiben?

Mein geschätzter Bruder Jonathan spricht ja immer gern von einer 'heiligen Wut'. Da stelle ich mir Jesus vor, als er mit einem Strick den Tempel von den Geldwechselern und Souvenirhändlern befreit hat.
Heilig ist meine Wut wohl nicht, was sie nicht unheilig macht. Es ist Frust über zwischenmenschliches Unrecht. Da es aber an mir selbst und nicht an unschuldigen Dritten verübt wurde, ist eine objektive Haltung schwer einzunehmen oder gar unmöglich.

Einfach die andere Wange hinhalten oder kämpfen? Ulrich Wickert hat mal ein Buch mit dem Titel "Gauner muss man Gauner nennen" geschrieben. Vielleicht sollte ich einfach Unrecht Unrecht nennen und den Rest Gott überlassen.

Monday, November 2, 2009

long live the obese pacific Islanders!

Vor einigen Tagen im Fitnessstudio nutzen zwei kräftige Polyneserinnen abwechselnd die Geräte, die ich gerade als nächstes nutzen wollte. Ich konnte mir nicht ganz verkneifen zu denken, dass die beiden ein bisschen Fitness gut gebrauchen können.
Sympathisch fand ich, wie gut gelaunt sie der bevorstehenden Aufgabe von mehreren Monaten ins Auge sahen.

Gestern auf dem Parkplatz vor dem Warehouse wollte mein Auto wieder nichts vom Rückwärtsgang wissen. Also schob ich es aus der Parklücke. Sofort kamen zwei Maori-Damen ähnlicher Statur wie die aus dem Studio und schoben den Wagen so kräftig aus der Lücke, ich hätte keinen Motor mehr gebraucht!

"Ich habe gekotzt"

Diese Zeile könnte der Anfang eines Benjamin von Stuckrad-Barre Buch sein, doch leider was das nur die Beschreibung der Bootsfahrt nach Stewart Island. Vor dem Wellengang auf hoher See hatte ich noch schön einen Tee mit Milch getrunken, der als Katalysator das Frühstück rascht nach oben beförderte. Für mich eine neue Erfahrung, die versüßt wurde durch den Umstand, dass alle Schiffe hier in Neuseeland mit Papiertüten ausgestattet sind.

North Shore it is, mate!

Ich bin umgezogen aus rein praktischen Gründen. Statt 24km muss ich nur noch 4km zur Arbeit fahren, statt $170 pro Woche zahle ich nur noch $120, was meiner Gehaltskürzung etwas entgegen kommt. Dass ich es hier etwas ruhiger habe ist ein schöner Nebeneffekt.

Daniel Rahn
34 Gretel Place
Hillcrest
North Shore City 0627

Das ist immer noch Auckland, aber eben etwas märchenhafter über der Brücke.


Sunday, November 1, 2009

Middle Earth unplugged

Nun habe ich fast die gesamte Südinsel bereist und muss wirklich sagen, dass ist Neuseeland, wie man es von Peter Jackson und den anderen Tourismus Päpsten erzählt bekommt. Ich bin ja noch nicht so viel in bergische Landschaften gereist, aber das hier hat mich echt umgehauen. Doch der Reihe nach:

1) Mit einem Freund, den ich in Irland kennen gelernt, kam mich nach seiner Diplomarbeitsphase besuchen und gemeinsam ging es auf den Heaphy Track (später mehr dazu). Wir haben dann gemeinsam das Land per Zug durchquert, von Greymouth über die Südalpen nach Christchurch. So eine Bummelbahn stampft die Berge rauf und durchquert etliche Viadukte und schnaubt durch unzählige Tunnel während der geneigte Fahrgast auf Plattformen im Freien (Viadukt) oder Dunkeln (Tunnel) steht. In Christchurch haben wir uns den Ruß von der Stirn gewischt, den anhänglichen Damen mittleren Alters am Nachbartisch Lebewohl gesagt und haben drei Tage dieses malerische Städtchen erkundet.

2) Dann kam Aída runter geflogen und zu dritt ging es in einem Jucy Campervan gen Süden. Diese Karren sehen wirklich so aus, wie sie heißen: grassgrün und Elton John lila. http://jucy.co.nz/ Da Aída und der Freund jeweils unter 60 kg wiegen und nur 30cm zum Schlafen brauchen passten wir auch alle gut rein und ich als Riesenbaby in die Mitte.

3) Die ersten Tage haben wir an der Ostküste Steine und Tiere beguckt, hauptsächlich Felsformationen im Wasser und zu land und Pinguine und Meersäugetiere wie Robben und Seelöwen. Abgeschlossen haben wir den Küstenstreichen mit Stewart Island und Kiwis erspähen, leider hatte ich kein Glück.

4) Dann ging es rauf zu den Gletschern und schlechtem Wetter an der Westküste. Als wir aufgrund letzterem einen Tag auf die Gletschertour am Fox warten mussten parkten wir unseren Toyota Previa an einem wunderschönen Aussichtspunkt an einem kleinen Flüsschen und wachten mit einer super Sicht auf Mount Cook auf.

5) Nach einem kurzen Zwischenstopp in Queenstown zum Duschen (eine Woche geht immer ohne) und Wäsche waschen ging es dann weiter ins Fjordland.

6) Dank glücklicher Abfahrtszeiten und der Nebensaison konnten wir zu einem guten Preis auf eine Bootstour im Doubtful Sound springen. Das Wetter war mehr als prächtig, der schönste Tag des Urlaubs - bis dahin. Mir sind die Augen rausgefallen. Ich saß die ganze Zeit da und dachte, das ist einfach zu viel, um alles aufzunehmen. Irgendwann konnte ich aber entspannen und einfach die Schönheit genießen. Rechts und links türmen sich dicht bewaldet die Klippen auf, im Hintergrund hohe, schneebedeckte Berge, vor uns das weite Meer und rechts und links Wasser, Robben, Pinguine, Seitenarme und Inseln.

7) Am selben Abend fuhren wir die einsame Straße zum Milforn Sound rauf. Die Schilder "Avalanche Area - No stopping" waren Respekt einflößend und die Nacht mitten in den Bergen am Straßenrand hatte was von "Houston, wir haben ein Problem". Man fühlte sich wirklich einsam, eine leicht bedrückende aber dennoch friedvolle Einsamkeit. Am nächsten Morgen hatte Gott wieder die Erde geküsst und die Sonne lachte über den See als wir früh morgens in einem Schlauchboot an den Beginn des Tracks gebracht wurden. (Eigentlich ja das Ende, da ddie rassistische Politik der Parkrangers uns nicht den ganzen Wanderweg machen ließ) Es folgten zwei absolut sonnige Tage in T-shirt und Shorts im Schnee mit tausend Stops bei denen die Kameras surrten. McKinnon Pass im Winter ist das Beste, was ich in Neuseeland gesehen habe. Da stockt einem der Atem und es fällt leichter an Schöpfung zu glauben.

Timeless music all the time

Ich weiß nicht, was in deutschen Backstuben im Radio gespielt wird, aber man würde ja so WDR4 oder dergleichen erwarten. Hier läuft permanent der oben genannte Sender und ich sage euch: Das ist wirklich zeitlose Musik. 'Tamborine Man' kommt mindestens zweimal am Tag, den sich später Simon and Garfunkel und Yussuf Islam teilen.

Auch Scott McKenzie und die Mamas und Papas dürfen mal ran und 'Yesterday' von den Beatles kommt auch immer gut bei den Nostalgikern.

Last man standing

Ingo ist smarte 65, aber mit den blondierten Haaren und dem Playboy-Lächeln fällt das gar nicht so auf. Im Ruhrgebiet sagt man zu solchen Menschen wohl "Dat isn Tier!", obwohl ich finde er hat was maschinelles, zumindest die Geschwindigkeit und Präzision seiner Arbeit, dabei sind seine Maschinen mit 40-50 Jährchen alle jünger als er.
Der gute Mann fängt immer mindestens eine Stunde früher an als ich und bleibt dafür gerne 2-3 Stunden länger. Ich frage mich immer, wie er das ganze Geld ausgibt, was er verdient.

Er liebt seinen Beruf und ist emotional auch für kleine Dinge empfänglich. So war es letztens ein halber Weltuntergang, als der Strom für ne Stunde ausfiel. Andererseits kann er sich auch über den Sauerteig freuen, der keck den Deckel des Eimers beim Gären hebt.

Dass er eine deutsche Bastion in Auckland ist unterstreicht er auch mit seinem Wagen. Ein Mercedes 260E (W124) Linkslenker aus Deutschland vor 19 Jahren importiert, der von Orient Motors gewartet wird. Das Nummernschild ist "I DIEHL" und ist nur ein Teil des sentimentalen Wertes für den Bäcker.

From dawn till dust

Nun sind sie also vorbei die schönen Zeiten, wo ich als authentische Sprachquelle hauptsächlich süßen Mädels die deutsche Sprache und die deutsche Kultur näher brachte. Bei einer solcher Kulturaktion beim deutschen Bäcker auf dem North Shore erwähnte die Lehrerin beiläufig, dass ich in einigen Wochen ja einen Job brauchen würde. Der Bäcker ganz locker "Haste meine Telefonnummer? Melde dich mal, wennde wieder da bist" (Er ist Hesse und hält nicht viel von deutscher Auslautverhärtung). Am letzten Tag des Urlaubs, ich saß gerade in der Post in Wannaka, klingelte mein Handy und er meinte: "Kannste Mittwoch kommen?"
Das mit Mittwoch klappte wegen meines Autos nicht, dass um 3.15 Uhr einfach nicht fahren wollte, aber das ist eine eigene Geschichte.

Jetzt arbeite ich also von Mittwoch bis Freitag beim Bäcker von 4 Uhr bis 14 Uhr, ohne Pause, denn Pausen sind was für Weicheier... Aber dafür dann Samstag von 1 Uhr bis 11 Uhr.

Ich darf so ziemlich alles machen, nicht nur sauber machen, aber eben auch das. In so Bäckereinen weiß man ja nie so genau, was jetzt Mehlstaub, Goldstaub oder Hausstaub ist. Wenn ich es beim Abwiegen etwas zu genau nehme, meint der Bäcker, er heißt übrigens Ingo, immer: "Das ist Teig, kein Gold!".

Noch eine Weisheit ist diese: "Kühl und weich macht den Bäcker reich, warm und fest gibt ihm den Rest!"